Der Kirschgarten

von Anton Tschechow

Sie leben weit über ihre Verhältnisse, in Luftschlössern eines längst vergangenen Wohlstands. Die Gutsbesitzerin Ranjewskaja, die mit ihrem ebenso gutwilligen wie weltfremden Bruder Gajew aus Paris zum Landgut nach Russland zurückkehrt, glaubt die neuen Zeiten und wirtschaftlichen Zwänge durch anhaltendes Ignorieren aus der Welt schaffen zu können.
Aber die Schulden haben sich inzwischen zu sehr gehäuft, die Familie wird sich nur noch durch einen umfassenden Verkauf ihres Grund und Bodens retten können. Der angrenzende alte Kirschgarten, Ort unvergessener und unbeschwerter Jugenderinnerungen, könnte versteigert und abgeholzt werden und als Bauland dienen. Doch diesen Vorschlag des familiennahen Kaufmanns Lopachin überhört die Familie und trotzt ein letztes Mal mit einem rauschenden Fest der zwangsweisen Auflösung der bisherigen Verhältnisse.
"Das Reichste und Reifste, Süßeste und Bitterste, Weiseste, was Tschechow je geschrieben. Diese Tragikomödie ist ganz einsam, es geht ein Lächeln durch sie, mild, sehnsüchtig und dennoch voller Hohn", schrieb Lion Feuchtwanger über Tschechows letztes Stück, das 1904 am Moskauer Künstlertheater Premiere hatte.
Michael Thalheimer (*1965) wurde mit Inszenierungen aus Dresden, Hamburg und Berlin seit 2000 bereits sechs Mal zum Berliner Theatertreffen eingeladen. Seit 2005 ist er leitender Regisseur und Mitglied der Künstlerischen Leitung am Deutschen Theater Berlin. In Stuttgart inszeniert der für seine entschiedenen Klassikerinterpretationen vielfach ausgezeichnete Regisseur zum ersten Mal.