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Studium Generale: DEUTUNGSspielRÄUME³ – Mehrdeutigkeit als allgegenwärtiges, kulturelles Phänomen (Donnerstags, 18 Uhr c. t., Hörsaal 22, Kupferbau)
Was aus dem Rahmen fällt: Ansätze für eine Analyse von Komik, Witz und Nonsens
Prof. Dr. Uwe Wirth, Universität Gießen, Literaturwissenschaft

<p><strong>Mehrdeutigkeit (oder auch Ambiguitat, Amphibolie, Polysemie) wird als ein Phänomen verstanden, das es zu vermeiden gilt. Mehrdeutiges Sprechen, so scheint es, beinhaltet das Risiko missverstanden zu werden und sollte daher nach Möglichkeit unterlassen werden, möchte der bzw. die Sprechende „richtig“ verstanden werden. Es erscheint spontan unstrittig, dass mehrdeutige Antworten auf gezielte Nachfragen generell kein zufriedenstellendes Resultat sind. Liefern empirische Erhebungen wie Experimente oder Umfragen mehrdeutige Daten, so stellt dies eine besondere Herausforderung für die Auswertung dar oder macht diese im schlimmsten Fall sogar unmöglich. Nur in wenigen Bereichen scheint Mehrdeutigkeit erwünscht zu sein: Sie bietet Sprechenden die Möglichkeit, gezielt „doppeldeutig“ oder „doppelbödig“ zu kommunizieren. Daher wird sowohl im Rahmen satirischer, anzüglicher oder witziger Aussagen als auch bei riskanten, moralisch grenzwertigen oder abfälligen Äußerungen vorsätzlich mehrdeutig formuliert. </strong></p>
<p>Bei genauerer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass es sich bei dieser Einteilung in zulässige und nicht-zulässige bzw. erwünschte und unerwünschte Mehrdeutigkeit um eine radikale Vereinfachung und in vielen Fallen falsche Darstellung handelt. Als klassischer Gegenstand der Sprach- und Literaturwissenschaft findet fast die gesamte Auseinandersetzung mit den DEUTUNGSspielRÄUMEN, die sich durch Mehrdeutigkeiten eröffnen, im Bereich der Philologien statt. In dieser Vorlesungsreihe wagen wir den interdisziplinären Spagat: Einerseits stellen Sprach-, Kultur- und LiteraturwissenschaftlerInnen ausgewählte Untersuchungsgegenstände vor, die exemplarisch für das künstlerische Potential stehen, das ambige Kommunikation bietet. Andererseits kommen VertreterInnen gerade jener Disziplinen zu Wort, in denen die Auseinandersetzung mit Mehrdeutigkeit oftmals nur eine untergeordnete Rolle spielt (wie zum Beispiel in der Psychologie, der Biologie bzw. Bioinformatik, der Geographie, der Kunstphilosophie und der Rechtswissenschaft). <br /><br />Die Vorträge wenden sich nachdrücklich an HörerInnen aller Fakultäten und an eine breite Öffentlichkeit – statt fachspezifischer Monologe wird der gesellschaftliche Dialog angestrebt. Aus diesem Grund ist die Möglichkeit zur kritischen Diskussion mit den Vortragenden fester Bestandteil der Veranstaltung.</p>
<p><br /><strong>16.04.2015</strong> <br /><em>Nicolas Potysch, Universität Tübingen, Literaturwissenschaft</em><br />DEUTUNGSspielRÄUME³: Deutungsspiel * Deutungsräume * Spielräume</p>
<p><strong>23.04.2015</strong> <br /><em>Assist. Prof. Dr. Janet Kleber, Wirtschaftsuniversität Wien, Marketing/Sozialpsychologie</em><br />Die Mehrdeutigkeit beim Spendenverhalten: Warum wir helfen und was uns motiviert</p>
<p><strong>30.04.2015</strong> <br /><em>Bastian Mayerhofer, Universität Göttingen, Linguistik</em><br />Mehrdeutigkeit und Humor: Wie, warum, und wann bringt uns Mehrdeutigkeit zum Lachen?</p>
<p><strong>07.05.2015</strong> <br /><em>Prof. Dr. Hartmut Stöckl, Universität Salzburg, Textlinguistik</em><br />Mehrdeutigkeit und Ästhetisierung – Entwicklungstendenzen aktueller Werbekommunikation</p>
<p><strong>21.05.2015</strong> <br /><em>Vivien Mast, Universität Bremen, Kognitive Linguistik</em><br />Der Mythos der eindeutigen Beschreibung – Mehrdeutigkeit in der Objektbenennung als graduelles Phänomen</p>
<p><strong>11.06.2015</strong> <br /><em>PD Dr. Andreas Beck, Ruhr-Universität Bochum, Literaturwissenschaft</em><br />Pfalz gegen Habsburg – Wort gegen Bild. Politische und mediale Konflikte in einem Emblem von Zincgref/Merian</p>
<p><strong>18.06.2015</strong> <br /><em>Univ.-Prof. Dr. Dietrich Busse, Universität Düsseldorf, Rechtslinguistik</em> <br />Ambiguität und Deutungsoffenheit im Recht. Zur Auslegung und Auslegbarkeit von Gesetzestexten</p>
<p><strong>25.06.2015</strong> <br /><em>Prof. Dr. Andrei Lupas, Max-Planck-Institut für Entwicklungsbiologie Tübingen, Biologie</em> <br />Ambiguität in der Sprache der Gene</p>
<p><strong>02.07.2015</strong> <br /><em>Dr. Steven Engler, Kulturwissenschaftliches Institut Essen, Humangeographie</em><br />Die Ambiguität der globalen Ernährungskrise – Weg zu einer neuen Nachhaltigkeit</p>
<p><strong>09.07.2015</strong> <br /><em>Prof. Dr. Stefan Majetschak, Universität Kassel, Kunstphilosophie</em><br />Spielräume des Kunstverständnisses – Eine Wittgenstein'sche Perspektive</p>
<p><strong>16.07.2015</strong> <br /><em>Prof. Dr. Uwe Wirth, Universität Gießen, Literaturwissenschaft</em><br />Was aus dem Rahmen fällt: Ansätze für eine Analyse von Komik, Witz und Nonsens</p>
Berichte zu dieser Veranstaltung:
Studium Generale der Universität Tübingen im Sommersemester 2015
TÜBINGEN – Das Studium Generale der Universität Tübingen geht wieder los: Insgesamt elf Vorlesungsreihen bieten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität im Sommersemester 2015 an. Die Veranstaltungen sind kostenlos und stehen allen Interessierten offen, Studierende können sich für den Besuch 2 ECTS-Punkte anrechnen... ...mehrVeranstaltungsort
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