MORGEN SPRICHT VON MIR DIE GANZE WELT

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<p>Kooperationen mit Universität Tübingen,<br />Institut für Kriminologie, Universitätsklinikum  <br />Tübingen, Institut für Allgemeine Psychiatrie<br /><br />Regie: Axel Ktrauße<br />Bühne & Kostüme: Odilia Baldszun</p>

<p>Am 4. September 2013 jährt sich zum 100. Mal das „Drama von Mühlhausen“, verursacht durch den schwäbischen Hauptlehrer Ernst August Wagner, dem „Mordbrenner aus Degerloch“, das 1913 zum Medienereignis wird und eine große Diskussion über die Schuldfähigkeit des Täters auslöst. Der bis dahin unauffällige und nicht vorbestrafte Wagner tötet im Alter von 39 Jahren zuerst seine Frau und vier Kinder in seiner Degerlocher Wohnung und fährt anschließend mit Zug und Fahrrad nach Mühlhausen, wo er mehrere Heuschober in Brand steckt und die aus ihren Häusern flüchtenden Menschen mit zwei Selbstladepistolen erschießt. Neun Menschen sterben, weitere zehn werden zum Teil schwer verletzt. Dort wird er schließlich von einem Landjäger und zwei Bürgern überwältigt und inhaftiert. Eigentlich wollte er noch weiter nach Ludwigsburg, das dortige Schloss in Brand stecken und sich selbst im Bette der Herzogin richten.<br /><br />Es ist vor allem seinem Gutachter, dem Tübinger Psychiater Robert Gaupp zuzuschreiben, dass Wagner nicht zum Tode verurteilt, sondern als psychisch krank beurteilt und in die württembergische Heilanstalt Winnental eingeliefert wird, wo er 1938, 25 Jahre nach seiner Tat, eines natürlichen Todes stirbt. Es ist das erste mal, dass ein Mordprozess in Württemberg aufgrund der Unzurechnungsfähigkeit des Täters eingestellt wird.<br /><br />Die Wahnwelt des Ernst August Wagner in all ihrer Absurdität sinnfällig zu machen und ihre Verankerung in ganz allgemeingültigem Gedankengut zu zeigen, wird ein wichtiger Aspekt der Bühnenbearbeitung sein. Gerade, weil der Fall längere Zeit zurück liegt, ermöglicht uns die Distanz, Parallelen zu heutigen Entwicklungen zu ziehen.</p>